19. September 2009

Hochzeit!

Letzten Sonntag durften Robert und ich zum ersten Mal Zeugen einer indischen Hochzeit werden! Nachdem wir schon auf der Verlobungsfeier einen scheinbar guten Eindruck hinterlassen haben, wurden wir von Salini zu ihrer Hochzeitsfeier in der St. George Orthodox Church, ungefähr zweieinhalb Stunden nördlich von Trivandrum, eingeladen. Wir zwei machten uns also morgens auf den Weg, hatten keinerlei Probleme das eher dörflich aussehende Städtchen Kottarakara zu finden, und kamen frohen Mutes an der Kirche an. Was uns allerdings etwas erstaunte war der lilafarbene Anstrich und das recht bunte Auftreten der Kirche. Ich glaube, ich habe noch nie eine so farbenfrohe, teils kitschige, Kirche gesehen.
Das Gelände war klein und der Friedhof, der genau neben dem Kirchenschiff angelegt war, wurde
durch keinerlei Zäune abgetrennt, sondern war frei begehbar. Die Gräber, die größtenteils mehrere Generationen einer Familie beinhalteten, waren mit massigen Eisenketten verschlossen.


Der Hergang der bald auf unsere Ankunft folgenden Zeremonie war lang und sehr ausgiebig. Die Frauen wurden schon gleich zu Anfang von den Männern getrennt und befanden sich in der rechten Seite des Schiffes; die Männer demnach in der linken. Leider konnte ich nicht viel von den Gebeten und Lobgesängen verstehen. Die Musik war jedoch vollkommen anders, als man es, gewöhnt an den europäischen Kirchengang, erwartet hätte: Anstatt einer Orgel gab es ein Keyboard, anstatt von hohen Pfeifentönen gab es elektronische Samples und Beats und anstatt des Gemeindechors gab es Sprechgesang. Ich war verdutzt und konnte erst nach gefühlten zehn Minuten glauben, dass diese Musik, die mich eher an die Musik eines DJs aus den '90ern erinnerte, wirklich Teil der Hochzeit war. Andere Länder, andere Sitten.

2 Stunden später - es gab in der Kirche keine Sitzmöglichkeiten - waren wir umso glücklicher über die lange Tafel, die uns nun dasselbe Essen, das uns schon an Onam serviert wurde, präsentierte.
Die Hochzeit war, wie es in Indien immer noch üblich ist, eine Zwangshochzeit. Das Brautpaar sah daher auch nicht ganz glücklich aus.

Im Laufe der letzten Woche durfte ich meinen Ordnungstick (gilt übrigens nicht für Räume, in denen ich lebe) wieder voll ausleben und das Intranet auf den neusten Stand bringen, Flüge für
die kommenden Teilnehmer suchen, veranschaulicht darstellen (man bekommt hier die Daten kunterbunt zusammengewürfelt von den Fluggesellschaften) und Berichte archivieren.

Das Wetter ist immer noch sprunghaft und richtet sich scheinbar nicht nach den Naturgesetzen: Während der Monsunzeit ist es möglich, dass es auch bei scheinbar blauem Himmel anfängt zu regnen. Teilweise regnet es auch aus hellen Wolken, und manche Schauer kommen mit Getöse, fegen 5 Minuten über alles hinweg, was nass werden kann, und sind dann auch schon wieder verschwunden.

Nun wartet der nachmittägliche Kaffee auf mich!

शीघ्र फिर मिलेंगे...




Eins von den Kindern, die in der Nachbarschaft wohnen.


Robert und ich vor der Kirche



Unser stets treuer Rickshaw-Fahrer Jayen mit seiner Tochter


St. George Orthodox Church


Unsere Lead-Catalystin Nora